Ikarus statt Herakles

Manchmal sind Museen nicht zu beneiden, sie müssen sich mit vermeintlich geschenkten oder tatsächlich aufgedrängten Kunstwerken befassen. Zu letzterer Kategorie zählt der Werkkomplex »Herakles Konzept« des Leipziger Künstlers und Filmemachers Lutz Dammbeck.

Mit Unterstützung von Freistaat und Museumsförderern wurden drei Werkgruppen aus dem »Herakles Konzept« angekauft. Der überwiegende Teil der Arbeiten gelangte als Schenkung des Künstlers ins Museum. Es fand sich kein anderes Museum, um diese »Schätze« aufzunehmen. Lutz Dammbeck, geboren 1948 in Leipzig, studierte 1967 bis 1972 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB). Der Mitorganisator des »1. Leipziger Herbstsalons« im Leipziger Messehaus am Markt im Jahr 1984, ist 1986 aus der DDR ausgereist und nach Hamburg übergesiedelt. Lutz Dammbeck betont, dass seine Arbeiten »keine kommerziellen Objekte« seien. Er weiß auch viel Bedeutsames im Künstlergespräch vor Leipziger Publikum aus seinen HGB-Zeiten zu berichten: »In den Malklassen herrscht ein strenges Reglement. Da trug man weiße Kittel und angespitzte Bleistifte.« Natürlich kennt er auch Anekdoten mit »dem Abgesandten von der Bezirksleitung der Partei.« In Bezug auf Leipzig stellt er »durch den Weggang eine natürliche Feindschaft« fest. Warum gibt er dann seine »Kunst« ins Leipziger Museum? Den Höhepunkt des Künstlergespräches bot seine Erkenntnis: »Es gibt eigentlich in Leipzig keine Malerei.« Da blieb selbst dem Museumsdirektor Hans-Werner Schmidt für einen kurzen Moment die Luft weg.

Dammbecks »Kunst« hätte etwas Können und Talent gut gebrauchen können: Halbseidene Fotocollagen, unverständlich, pseudointellektuell aufgeladen. Hier arbeitet kein Herakles sondern ein Ikarus.

Fazit: Am besten wäre es, diesem wunderbaren Museum einen vernünftigen Ankaufsetat zur Verfügung zu stellen, um am Kunstmarkt mithalten zu können.

D. M.

 

»Lutz Dammbeck. Herakles Konzept (1997-2014)«, Museum der bildenden Künste Leipzig, Katharinenstr. 10: Di. u. Do.-So. 10-18 Uhr, Mi. 12- 20 Uhr, Feiertage 10-18 Uhr, am zweiten Mittwoch im Monat freier Eintritt

Der Beitrag ist erschienen auf LEIPZIGS NEUE Seiten im Juni 2016