Max-Reger-Festtage im Max-Reger-Jahr

Von Werner Wolf

Wenn dem am 11. Mai 1916 in Leipzig gestorbenen Komponisten, Dirigenten, Organisten und Pianisten Max Reger eine Festwoche gewidmet und darüber hinaus das Jahr 2016 zum Reger-Gedenkjahr erklärt wurde, bleibt das vor allem dem Universitätsmusikdirektor David Timm, dem Thomaskantor Gotthold Schwarz und anderen Kantoren sowie – nicht zuletzt – der Hochschule für Musik und Theater zu danken. Ihre Konzerte vermitteln einen Eindruck von der großartigen Orgel- und Vokalmusik des am 19. März 1873 im oberpfälzischen Brand geborenen Künstlers.

Hier sei das von den Thomanern und dem Universitätschor unter Leitung von Gotthold Schwarz zur Eröffnung des Bachfestes 2016 aufgeführte unvollendet gebliebene Requiem hervorgehoben, in dem schon vor der mörderischen Schlacht vor Verdun alle Schrecknisse des ersten Weltkriegs in markdurchdringenden Dissonanzballungen, im einleitenden Requiemteil aber auch das Sehnen nach Ruhe Klang geworden sind. Aus dem reichen Orgelwerk sei die weit in harmonisches Neuland vordringende Fantasie und Fuge über B-A-C-H hervorgehoben.

Doch Max Reger schuf auch ebenso gewichtige Werke für Orchester und Kammermusik, für Streichinstrumente mit und ohne Klavier. Dafür setzt sich die Hochschule für Musik und Theater das ganze Jahr über ein, während das Gewandhaus gerade noch die Aufführung des gewaltigen, unter Arthur Nikischs Leitung uraufgeführte Klavierkonzert und wenige Kammermusiken schafft. Nicht einmal für das ebenfalls unter Nikisch uraufgeführte Violinkonzert, das nach Brahms (wie auch das Klavierkonzert) bedeutendste deutscher Komponisten, fand sich Raum.

Es wäre (wie 100 Jahre nach Gustav Mahlers Tod) an der Zeit gewesen, einen umfassenden Max-Reger-Zyklus mit der Orchester- und Kammermusik zu gestalten. Doch noch immer hat die Musik dieses bedeutenden Meisters nur eine feste Heimstatt in der Thomaskirche und in der Hochschule. Und es gibt noch immer solche Ansichten, wie Reger sei ein professoraler Fugenschreiber gewesen. Dabei erschloss Reger neben Arnold Schönberg auf seine Weise ohne die tonale Grundlage aufzugeben neue harmonische und zugleich farbenreiche Bereiche. Vielleicht besinnen sich die Stadt und das Gewandhaus, in sieben Jahren zum 150. Geburtstag des Meisters mit einem groß angelegten Max-Reger-Zyklus aufzuwarten. Denn dem bis zu seinem frühen Tod am damaligen Königlichen Conservatorium Lehrenden verdankt die Musikstadt nicht Weniges.

Der Beitrag ist erschienen auf LEIPZIGS NEUE Seiten im Juli/August 2016