Arabella in Leipzig

Ensemble & Chor der Oper Leipzig anlässlich der Premiere am 18. Juni 2016Foto: Kirsten Nijhof / Oper Leipzig

Arabella – musikalisch glanzvoll, szenisch dürftig

Von Werner Wolf

Nachdem Richard Strauss in den 1920er Jahren als Opernkomponist nicht sonderlich erfolgreich war, wünschte er sich von seinem Textdichter Hugo von Hofmannsthal ein dem »Rosenkavalier« verwandtes, in Wien spielendes Libretto.

In nicht konfliktfreier, aber fruchtbarer Zusammenarbeit beider entstand die lyrische Komödie »Arabella«. Wie der »Rosenkavalier« spielt sie im Wien der habsburgischen Vielvölkermonarchie, aber nicht in den ersten Regierungsjahren Maria Theresias, sondern gut hundert Jahre später um 1860 in der zunehmend vom Kapitalismus geprägten Metropole. Wie im »Rosenkavalier« dreht sich alles um eine Geldheirat. Doch geht es nicht um einen verlotterten Landjunker, der die Tochter eines reichen Neugeadelten mit stattlicher Mitgift erhandelt, sondern um einen reichen kroatischen Gutsbesitzer aus Slowenien, der mit der Tochter eines durch Spielsucht verarmten Grafen in Verbindung gebracht wird. Und um komödiantische Verwirrfäden zu ziehen, gibt es auch eine Hosenrolle mit wechselnden Männer- und Frauenkleidern.

Leben erhält dieses Geschehen erst durch die an wundervollen lyrischen Schönheiten, aber auch an geistsprühendem Witz reiche Musik von Richard Strauss. Aber auch die ärmliche Inszenierung Jan Schmidt Garres mit dürftigen Bühnenbildern Heike Scheeles und fantasielosen Kostümen Thomas Kaisers, die die Handlung in die dem Bühnengeschehen ferne Entstehungszeit der Oper um 1930 verlegt, lebt erst durch die glanzvolle musikalische Gestaltung Betsy Hornes als Arabella, Tuomas Pursios als Gutsherr Mandryka, Olena Tokars als Arabellas in Jünglingskleider gesteckte Schwester Zdenka in den Hauptpartien und das in allen Farben glänzende Gewandhausorchester unter der überlegenen, beflügelnden Leitung Ulf Schirmers.

Der Beitrag ist erschienen auf LEIPZIGS NEUE Seiten im September 2016