Leipziger Bachfest

Von Werner Wolf

Den Schwerpunkt des Leipziger Bachfestes 2017 setzte die Geschichte: Die von Martin Luther mit seinen 95 Thesen eingeleitete Reformation führte auch zu wesentlichen Veränderungen der Kirchenmusik. Deren Entwicklung in deutscher Sprache erreichte mit Johann Sebastian Bach ihren Höhepunkt. Der lutherische Choral wurde zu einem wesentlichen Bestandteil, sowohl in den Kirchenkantaten, im Weihnachtsoratorium, in den Passionen, als auch in der Orgelmusik. So wurde das Bachfest nach dem Orgelauftakt mit der Choralkantate »Ein feste Burg ist unser Gott« vom Thomanerchor unter Leitung ihres Kantors Gotthold Schwarz eröffnet. Bachs Johannes-Passion erhielt mit den gleichen Interpreten eine zentrale Stellung im Programm.

Mit der Eingliederung der Mendelssohn-Festtage des Gewandhauses in das Bachfest war es selbstverständlich Mendelsohns Sinfonie-Kantate »Lobgesang« und dessen im Luther-Choral »Ein feste Burg …« gipfelnde »Reformationssinfonie« aufzuführen. Doch Jubiläumsjahre haben geboten, weitere Komponisten ins Programm aufzunehmen. Der 450. Geburtstag des großen italienischen Meister Claudio Monteverdi wurde mit der »Marienvesper« – ein Werk das ohne Reformation und Gegenreformation nicht denkbar wäre – und der Oper »Orfeo« – das erste Meisterwerk der frühen Opernentwicklung – bedacht.

Damit nicht genug. Der vor 300 Jahren geborene, aber leider nur selten zu hörende Johann Rosenmüller und der in den letzten Jahrzehnten verdientermaßen wieder ins Hörfeld gerückte Georg Philipp Telemann – beide Kandidaten für das Thomaskantorat – wurden ebenfalls gewürdigt.

Insgesamt bot das Bachfest 2017 ein reichhaltiges Programm und fast durchweg in hoher Qualität. Doch dieses Musikfest könnte noch an Profil gewinnen, wenn eine wirkliche Zusammenarbeit aller der Musik dienenden Institutionen Leipzigs erfolgt und ein ideenreicher Dramaturg die Fäden zu einem stimmigen Ganzen knüpft.

Der Beitrag ist erschienen auf LEIPZIGS NEUE Seiten im Juli 2017