Wahlen im Februar / Olympia-Bewerbung / Dickschiff im Hafen

Die Stadt ganz auf den Wahlkampf für die 21. Bürgerschaft – das Landesparlament des Stadtstaates – ausgerichtet. Als neuer Konkurrent der in der Bürgerschaft vertretenen Parteien von SPD, CDU, die Grünen, FDP und DIE LINKE hat sich eine weitere liberale Formation gemeldet, die zur Wahl antritt. Auch die Alternative für Deutschland kandidiert. Der Spitzenkandidat von Luckes Gnaden, der im Provinznest Winsen/Luhe lebt, derzeit als Professor in Hamburg beurlaubt ist und nun als Abgeordneter im Europaparlament seine Brötchen verdient, hat Jörn Kruse dafür ausgewählt. Dieser machte sich als Fremdenfeind in der Stadt bekannt. Auf seiner Auftaktveranstaltung sagte er: »Das Kopftuch als Symbol der Integrationsunwilligkeit gehört für Lehrer verboten.« Als ob das in der Stadt das Thema ist, das gelöst werden muss. In der AfD sind auch Ehemalige von der Schill-Partei und anderen Splittergruppen wie die »Stadt Partei«, die vor 15 Jahren in die Bürgerschaft wollte, es aber nicht schaffte.

Bei den Liberalen sind es zwei Parteien, die um Stimmen buhlen. Da gibt es die alte FDP mit der Frau/Mann Katja Suding. Die Dame mit den langen Beinen vertritt die alte liberale Formation. Wegen ihrer langen Beine, die die Tageschau vom Stuttgarter Dreikönigstreffen am 6. Januar zeigte, musste der Chefredakteur der ARD-Nachrichtensendung eine Entschuldigung schreiben.

War da Sexismus im Spiel? Die Partei mit dem Namen Neue Liberale ist eine Abspaltung von der FDP alt, die sich nicht mit Frau Su-ding über »Was ist liberal?« verständigen konnte. Mir sind beide schnuppe, da diese Formationen stets vom Kapital alimentiert wurden und werden. Die Grünen in der Stadt wollen wieder an die Futtertröge. Haben sie noch vor einer Legislaturperiode mit der CDU koaliert, möchten sie jetzt Juniorpartner der SPD werden, wenn diese halbrote Partei nicht mehr allein regieren kann. Und für die CDU tourt der Spitzenkandidat Dietrich Wersich, ein gelernter Mediziner, mit einem schwarzen Londoner Doppelstockbus durch die Straßen. Nur den Mann kennt in Hamburg keiner, auch nicht in den Elbvororten, wo überwiegend bei der CDU das Kreuz gekritzelt wird.

Und SPD-Spitzenkandidat Scholz ist ein Quitje – ein aus Osnabrück Zugereister. Mit dem Begriff – eine Verballhornung des Wortes »Quittung« – werden die Neubürger der Stadt bezeichnet. Scholz meint, er sei so bekannt, dass er ohne Gesicht zu zeigen auf großformatigen Tafeln für Stimmen werben kann. Die 2. Bürgermeisterin ist Dr. Dorothee Stapelfeld. In den 1970er Jahren gehörte sie dem ASTA der Hamburg Universität an, machte gute und auch linke Politik. An ihrer Sprache hört man, dass sie eine Hamburgerin ist. Auch DIE LINKE präsentiert sich zum ersten Mal mit Großplakaten. Die Spitzenkandidatin Dora Heyenn wirbt um Stimmen mit: »Mehr Menschlichkeit, das muss drin sein. Nach der ersten Hochrechnung am 15. Februar um 18 Uhr wissen wir, wer in die Hamburger Bürgerschaft einzieht.

Noch ist die Elbphilharmonie – nach Olaf Scholz soll diese im Januar 2017 eröffnet werden – nicht fertig gestellt, da rührt Hamburg die Trommel für die Olympischen Sommerspiele 2024. Mit »Feuer und Flamme für Spiele in Hamburg« ist Scholz jeder Recht, der hier mitmacht. Auch der Vorstand der Hamburger Kunsthalle, mit den Herren Gaßner und Brandt, beiden sieht man nicht den Sportler an, hat sich in die Olympiafront eingereiht. Gemeinsam mit dem Ex-Chef vom Fußballclub St. Pauli Corny Littmann – er betreibt auf der Reeperbahn das »Schmidt Theater«. Ob das alles dem Unternehmen »Olympia Hamburg« hilft, weiß ich nicht.

Noch immer ist vom Europäischen Gerichtshof keine Entscheidung da, ob die Elbe vertieft werden darf. Im Januar lief die CSCC GLOBUS in den Hafen ein. Das Containerschiff hat eine Länge von 400 Metern, ist 66 Meter breit und kann 19100 Container zwischen Asien und Europa transportieren. Das Schiff, nicht voll beladen, konnte mit 12,80 Metern Tiefgang den Kai in Hamburg anlaufen. Ob es in den nächsten Jahren wieder aufwärts geht mit der Schiff-Fahrt ist nicht gewiss.

Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Ausgabe Februar 2015